"Wege und Umwege"
Alle Wege führen nach Rom, heißt es nicht nur unter Pilgern. Das ist womöglich ein bisschen sehr optimistisch formuliert, suggeriert es doch die Zielgenauigkeit jeder reisenden Fortbewegung. Manche unserer Reisen indes machen Umwege, verzögern sich. Manche scheitern ganz, kommen nie ans Ziel. Reisen ist eine beschwerliche Angelegenheit, auch heute noch, nicht nur in Zeiten, in denen das Hauptverkehrsmittel vier Beine hatte. Dennoch ist es zum bürgerlichen Massenphänomen geworden. Früher war es dem Adel, danach auch dem Großbürgertum vorbehalten, ihre Lungen mit Meerluft zu füllen, heute gehört der Strandurlaub zum Standardrepertoire (fast) jeder Bevölkerungsschicht.
Die Wege und Umwege des Reisens sind verbunden mit unserer Herkunft als homo erraticus, waren Ausdruck des Drangs nach Neuem, wie gefahrvoll der auch immer sein mochte. Und wird nicht unser gesamtes Leben gern mit der Metapher des Reisens verbunden? Von der globalen Migration und ihren erschreckenden Konsequenzen bis hin zum freiwilligen Abenteuerurlaub einer gelangweilten Elite spannt sich der Bogen. Gerald Funk |